350 Jahre Garstner Krippentradition

Der Nachweis der ältesten Weihnachtskrippe in Oberösterreich stammt aus dem Jahre 1603 (Mi­noritenkirche in Linz, von Jesuiten betreut).

Wenige Jahre später beginnt in Garsten eine bodenständige Krippentradition. ·

1637 hat der Bildschnitzer aus Garsten HANS SPINDLER d.Ä. „ain ganz Newes Khrippel“ für die Stiftskirche von Kremsmünster ge­schnitzt. 1640 lieferte er als Ergänzung „acht kleine Köpfe, acht paar Händlein und acht paar Füße zu dem Kripperl“. Die Figuren waren bekleidet.

Um 1705 schuf der Garstner Laienbruder MARIAN RITTINGER die berühmte ungefaßte Krippe aus Buchsbaumholz. Sie ist „eine der zartesten und zugleich formvollendetsten Weihnachtskrippen Öster­reichs und eine Spitzenleistung barocker Kleinplastik“ (Franz Lipp).

Um 1725 entstand die ehemalige GARSTNER STIFTSKRIPPE mit 10 großen angezogenen Figuren, die 1931 an das Linzer Schloßmuseum verkauft wurde. Die nahezu zerstörten Holzfiguren und die Bekleidung wurden restauriert, Maria und Josef, der Stern der Weisen und ein nieder­gelegtes Lamm wurden ergänzt. Die Krippe kann JOHANN SPINDLER d.J. zugeschrieben werden. Er war ein Mitarbeiter Marian Rittingers.

Aus der Zeit des Benediktinerstifts Garsten stammt auch der

BIEDERMEIERSCHREIN MIT GROSSEM WACHSKINDL.

Mit der Aufhebung des Benediktinerklosters im Jahre 1787 und dem von Kaiser Josef II. verhängten Krippenverbot verlagerte sich die Krippentradition aus der Kirche in die Bürgerhäuser und Bauern­höfe. In den Garstner Ortschaften Dambach und Lahrndorf gestalteten vorwiegend Nagelschmiede ihre Kastenkrippen (Nagelschmiedkrippen).

Um 1800 entstand die älteste Kastenkrippe mit geschwungenem, rot­goldenem Barockrahmen (Schörkhuber, Oberdambach). Sie stand ur­sprünglich in der Jesuitenkirche St. Michael in Steyr. Gebaut hat sie vermutlich ein Nagelschmied. Besonderheiten: Beleuchtung des Stalls und des Hirtenfelds von außen. Transparent mit IHS im Hinter­grund des Stalls. Geschnitzte Figuren und Loahmmandelfiguren.

Um 1850 baute der Nagelschmied JOSEF GARB die überaus reich ge­staltete „Große Kirchenkrippe“. Auch die geschnitzten Figuren stammen von seiner Hand. Die Tochter Therese hat diese Familien­krippe 1913 nach dem Tode ihres Vaters der Kirche vermacht.

Zur selben Zeit baute auch der Schlosser und Nagelschmied ALOIS Hebrank große Kastenkrippen. Eine Besonderheit ist – wie beim Garb – die Beleuchtung des Stalls durch ein Öllicht auf einem Schuber im Tunnel hinter dem Transparent im Innern der Krippe.

Dazu: Goldenes Wolkenband.

Einige Krippen sind klar datierbar: 1874, 1877, 1895.

Aus den 70er Jahren stammen die Krippen des Schneidermeisters HEINRICH PUTZ. Er war zur Zeit seiner Heirat 1867 noch Nagel­schmiedgesell.

Von einem namentlich nicht bekannten Meister stammt die „Kleine Kirchenkrippe“ (1882, im Besitz der Pfarre). Reiche Ausstattung, z.B. winzige Vogelkäfige aus feinstem Draht.

In Dambach entstanden nach 1850 die alte Nagelschmiedkrippe in der Auerkapelle (vor Jahren zerstört, 1985 von Erich Heuberger mit alten Beständen neu gestaltet) und weitere bemer­kenswerte Krippen, darunter die Brettenthalerkrippe mit zierlichen Holzfiguren.

Weitere Garstner Kastenkrippen wurden in der Höll, im Gebiet zur Laussa und in den Ortschaften Pergern, Tinsting und Schwaming gebaut.

In den 20er Jahren unseres Jahrhunderts blühte die Krippenkunst in Garsten erneut auf.

ROMAN HASLINGER setzte die Tradition der Nagelschmiedkrippen von Garb-Hebrank-Putz fort. (Charakteristisches Wolkenband).

In den 30er Jahren baute MAX SEIDLHUBER in Mühlbach (und später in Losenstein) viele Krippen. Er schmitzte seine Figuren selbst.

1930 schuf der Linzer MAX OBERHUBER die heutige Weihnachtskrippe der Garstner Pfarrkirche mit ihren großen geschnitzten Figuren (Heilige Familie, Engel, Hirten und Dreikönige).

1939 lieferte ARTHUR RAUCH aus Altmünster noch Pferd, Pferdetreiber, Kamel

und Elefant nach.

Heute werden in Garsten in vielen Krippenbaukursen (Vev Aigner, Josef Seidl) neue Kastenkrippen nach alten Vorbildern gebaut.(Jetzt Simone Rossacher 2017)

Auch die neuen Kripperl zeigen die typischen Elemente der alten Kastenkrippen. Das weihnachtliche Geschehen und der heimatliche Lebensraum gehen ineinander über.

Als Figuren werden die „Loahmmandel“ in Halbreliefform aus den alten Steyrer Modeln verwendet.

 

„Begleittext zur Ausstellung „Garstner Krippentradition“. Gestaltung: Dr. Karl und Elfriede Mayer.“

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