Innerberger Stadl, Stadtmuseum Steyr
Bis 1575 im Besitz des Seilers Wiser Georg, kaufte die Stadt das Grundstück um 225 fl und wollte hier Fleischbänke errichten. Der Abt von Garsten wehrte sich erfolgreich wegen der zu erwartenden Lärm– und Geruchsbelästigung des angrenzenden Pfarrhofgartens.
Gegen eine horrende Entschädigung einigte man sich auf den Bau eines Getreidekastens.
Kurz zuvor war der Schiffweg entlang der Enns errichtet worden, auf dem das für die Innerberger Arbeiter bestimmte Getreide mit dem Schiffzug flussaufwärts bis nach Eisenerz verfrachtet wurde.
„In der Sitzung des Steyrer Gemeinderates der Stadt Steyr vom 25. Juli 1913 stellte GR Franz Hofer folgenden Dringlichkeitsantrag: Mit heutigem Tage sollen die Sammlungen des städtischen Museums in den adaptierten Räumen des historischen Innerberger Speichers dem Publikum zugänglich gemacht werden….An diesem Tag fand in Steyr die Eröffnung des neuen städtischen Museums in Innerbergerstadel statt.“
„Das Steyr Stadtmuseum im Innerberger Stadel ist vom Rang seiner Exponate und von der kultur-, wirtschafts-und sozialhistorischen Bedeutung der Stadt Steyr aus gesehen wohl hinter dem Oberösterreichischen Landesmuseum und den Museen der Stadt Linz die wichtigste kulturhistorische Sammlung in Oberösterreich. Sowohl vom Rang des Gebäudes, dem Innerberger Stadel, wie auch von der Zahl und Qualität der Objekte und von der historischen Bedeutung der Stadt Steyr her hat das Museum einen entsprechenden Alleinstellungswert.“3
Mit dieser Feststellung beginnt Prof. Sandgruber sein Konzept zur Neugestaltung des Innerberger Stadels in Steyr und beschreibt damit im März 2010 klar die besondere Stellung des Stadtmuseums Steyr.
Mit Schreiben vom 2. August 1920 bot sich der Verein Heimatschutz der Stadtgemeinde an, die Leitung des städtischen Museums zu übernehmen…Am 12. Mai 1921 betraute der Gemeinderat den Verein mit der Verwaltung des städtischen Museums.
Am 21. Juni 1929 hob der Gemeinderat seinen Beschluss vom 12. Mai 1921, womit er den Verein mit der Verwaltung des städtischen Museums betraut hatte, wegen unhaltbarer Zustände im Museum auf“
Das Haus im Stil der Hochrenaissance zeigt zwischen den beiden Giebeln einen erzernen Wasserspeier, der zu Beginn des 20. Jhs. von Herrn Tobiska, Altgeselle der Schlosserei Schartinger, nach einem Entwurf von Prof. Michael Blümelhuber angefertigt wurde.
Über dem Hauptportal wird eine Tributleistung an einen König (nach Harter), oder biblisch beeinflusst, Josef in Ägypten dargestellt.
Im linken Teil des Erdgeschosses befindet sich das „Steyrer Kripperl“, eines der letzten bespielten Stabpuppentheater Europas, seit dem Jahr 2018 „Immaterielles Kulturerbe der UNESCO“.
Ursprünglich als Wanderbühne in verschiedenen Einkehrgasthäusern untergebracht, spielte man aktuelle Ereignisse, Handwerkerszenen sowie kirchliche Geschichten und Erzählungen.
Die Vorstellungen finden jetzt von Ende November bis Mitte Jänner jedes Wochenende statt.
Das Steyrer Kripperl befindet sich an diesem Ort seit über 100 Jahren im Besitz und der Obhut des Vereins Heimatpflege Steyr.
Westlich an das Neutor angebautes, den Grünmarkt abschließendes, bemerkenswertes, mächtiges renaissancezeitliches Doppelgiebelgebäude. 1611/12 als Speichergebäude für Salz und Getreide errichtet. Wuchtiger, breit gelagerter, dreigeschoßiger Baukubus der mit einem zweigeschoßigen Giebelpaar mit je einem Krüppelwalm abschließt. Sechsachsige Fassade zum Grünmarkt, sämtliche Fenster vergittert und mit Steingewänden. Gebäudemittig dominantes Rusikalportal mit hölzernen Torflügeln. Im Erdgeschoß beidseitig des Portales je eine eckige Tür mit vergitterter Oberlichte. Bis auf die beiden Fenster im Erdgeschoß haben sämtliche Obergeschoßfenster querrechteckiges Format. Wuchtiges reich profiliertes Gesims mit Zahnschnittfries zum Giebelbereich. Reiche Sgraffitofassade, Betonung der Gebäudekanten durch Eckquader, aufwändige Umrahmungen der Fenster, der Türen sowie des Portales, Datierung „1612“ gebäudemittig zwischen erstem und zweitem Obergeschoß. Über dem Portal Fresko aus der Josephslegende. Schmiedeeiserner Wasserspeier zwischen den Giebeln. Die Seitenfassaden je fünfachsig, ebenfalls mit reichem Sgraffitodekor, die hofseitige Fassade etwas schlichter ausgeführt. Im Inneren die Erdgeschoßhalle mit Kreuzgewölben und Stuckrippen bzw. renaissancezeitlichem Stuckrippengewölbe im Nebenraum. In den Obergeschoßen jeweils ein Raum mit mächtigen hölzernen Tragwerk. Im Hof sekundär aufgestelltes musealen Zwecken dienendes Schmiedegebäude aus Leonstein.
Datum der Unterschutzstellung: 31. Dezember 2009